Auf der Agenda standen die Kindertagesstätte Waldwichtel unseres Ortsvereins in Roth, unsere Tochterfirma Auf Draht und unser Hort Goldspatzen in Schwabach. Begleitet wurden unsere Gäste u. a. von unseren Vorständen Sven Ehrhardt, Christine Heller und Thomas Bauer, von der Vorsitzenden des Gesamtbetriebsrats, Caroline Consentino, sowie von Werner Baum und Anita Kohl aus dem Präsidium.
In der Rother Kita Waldwichtel werden schon die ganz Kleinen an die demokratischen Prozesse herangeführt. Warum? Die Kinder sollen zu selbständig denkenden und handelnden Personen heranwachsen! Die demokratisch gewählten Gruppensprecher*innen Elisa, Paula und Julian zeigten dem Besuch ihre Einrichtung und erklärten den Wahlprozess. Die Überraschung war groß, als sich herausstellte, dass der „hohe Besuch“ a.k.a. Kathrin Sonnenholzner vom ursprünglichen Beruf her weder Prinzessin noch Königin, sondern Ärztin ist. Und dazu noch eine, die kein Ketchup zu ihren Pommes mag! Im Alltag der Betreuungseinrichtung dürfen die Kinder vieles mitbestimmen. So waren sie es auch, die einst mit dem Architekten die Gartengestaltung abstimmten oder aktuell den Ausflug auf einen nahegelegenen Spielplatz planen – inklusive Eis-Lieferung durch die Einrichtungsleitung natürlich.
Die Selbsthilfefirma „Auf Draht“ beschäftigt etwa 70 Menschen, von denen knapp 50 % ein (meist psychisches) Handicap haben. Sie bietet den Mitarbeitenden dauerhafte, sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze und sichert ihnen so einen festen Halt im Zentrum der Gesellschaft. Im Rahmen eines Runden Tischs erläuterten wir unseren prominenten AWO-Gästen verschiedene beteiligungsorientierte Ansätze aus dem Alltag unseres Kreisverbandes, unter anderem die gemeinsame Strategieentwicklung, workshop-orientierte Besprechungsformate oder die Neukonzeption unseres Ideenmanagements.
Im Schwabacher Hort Goldspatzen wurde sichtbar, wie Demokratiebildung im Schulkindalter funktionieren kann und welche pädagogische Arbeit neben der Schule geleistet wird. So gibt es beispielsweise Gruppenratssitzungen, in denen die gewählten Kinder-Gruppenräte zusammenkommen und wichtige Themen besprechen. Daneben gibt es Kinderkonferenzen, in denen alle Kinder direkt ihre Wünsche z. B. zu Ausflugszielen einbringen können, und auch eine jährliche Kinderbefragung, in der die Kinder u. a. Noten zum erlebten Betreuungsalltag vergeben können. So sollen die Kinder lernen, für ihre eigenen Bedürfnisse einzustehen.
Frau Sonnenholzner, Herr Wolfshörndl und die Vertreter*innen unseres Kreisverbands waren sich einig: Demokratieerziehung sollte ein fester Bestandteil frühkindlicher Bildungsarbeit in Kinderbetreuungseinrichtungen sein. Diese kostet allerdings Geld und Zeit, an denen es unter den derzeitigen Rahmenbedingungen oftmals fehlt. Kürzungen im sozialen Bereich erteilten die AWO-Funktionäre mit Blick auf die besorgniserregende Entwicklung öffentlicher Haushalte eine Absage. Wichtig sei aber auch eine engere Verzahnung zwischen Kita und Schule, so dass die erlernten partizipativen Prozesse von den Kindern auch im bis dato unflexibel erlebten Bildungssystem weiterhin praktiziert werden können und die Lust sowie Fähigkeit zum Mitgestalten und -reden erhalten bleibt. Nur so können sich unsere Kinder zu proaktiven und meinungsstarken demokratischen Bürger*innen entwickeln.
Der pädagogische Ansatz der besuchten Einrichtungen ist symptomatisch für den umfassenden Kulturwandel im AWO Kreisverband Mittelfranken-Süd hin zu noch mehr beteiligungsorientiertem und zeitgemäßem Arbeiten. Dieser Wandel macht uns flexibler sowie erfolgreicher und ermöglicht es uns, sich in einer sich verändernden Welt noch besser für eine solidarische, soziale und gerechte Gesellschaft in Vielfalt einzusetzen.