Nach Jan Plobner hat auch Ralph Edelhäußer (CSU) auf Einladung der AWO Wendelstein und des AWO-Kreisverbands Mittelfranken Süd an die Abgeordneten des aktuellen Bundestages das Mehrgenerationenhaus der AWO in Kleinschwarzenlohe besucht und sich aus erster Hand über Angebotsvielfalt und Finanzierungssituation dieser Einrichtung informiert. Der Gast aus der Bundespolitik zeigte sich von der ehrenamtlichen Betreuung durch den AWO Ortsverband beeindruckt und konnte den Ärger der hiesigen Verantwortlichen im Orts- und Kreisverband bei den Planungen zum Haushalt 2024 der Bundesregierung bei den geplanten Kürzungen in der Förderung der MGH-Arbeit gut nachvollziehen.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung der Haushaltsplanungen 2024 des Bundes mit dem Bundesgerichtshof-Urteil samt plötzlichem „Milliardenloch“ hatte der Besuch von MdB Ralph Edelhäußer (CSU) besondere Bedeutung: Die von der Bundesregierung geplante Kürzung bei der Förderung der FSJ- und „Bufdi“-Stellen ist zwar aktuell nicht mehr vorgesehen, für die Kürzung der MGH-Förderung gelte das jedoch nicht. Was „Mehrgenerationenhäuser“ dabei alles leisten, erfuhr der Abgeordnete von den Co-Vorstandsvorsitzenden des AWO Kreisverbands Christine Heller und Sven Ehrhardt sowie von Ortsvorsitzendem Klaus Pusch und weiteren Vorstandsmitgliedern des Ortsverbands und 1.Bürgermeister Werner Langhans „aus erster Hand“.
Klaus Pusch übernahm den Teil der Informationen zum örtlichen „Mehrgenerationenhaus“ mit der Vorstellung der MGH-Grundidee zu Beginn der 2000er Jahre. Hier konnte sich die AWO im Landkreis Roth als Träger durchsetzen mit dem AWO Ortsverband Wendelstein als Träger seit der Gründung 2007. Die Anfänge waren in den Kellerräumen der Sparkassenfiliale unweit vom heutigen Standort. Später bot sich die Gelegenheit, das örtliche evangelische Gemeindehaus als Gebäude zu übernehmen und nach der Renovierung erfolgte 2011 der Umzug hierher. Bei einem Rundgang durch die Räume des MGH wurden zudem die verschiedenen Nutzungen erklärt.
„Eigentlich sollten wir mehr Förderung bekommen statt einer Mittelkürzung“
Angebote mit viel Interesse seit der Anfangszeit sind PC-Kurse für Senioren und technisch-praktische Angebote, mit den AWO-Rockers und der Veeh-Harfengruppe kamen später auch musikalische Angebote dazu. Mit den „Miner-Kids“ gab es jahrelang eine Jugendgruppe mit dem Hobby Mineralien und Versteinerungen und Gemeinschaftsveranstaltungen mit sportlichen wie sozialen Betreuungsangeboten für die ältere Generation von „Smovey Fit“ bis zur regelmäßigen Demenzbetreuung ergänzen das Gesamtangebot. „Wir spüren bis heute die Folgen von Corona, wenn reaktivierte Angebote nicht so angenommen werden wie früher“ resümierte hier Klaus Pusch die Aktivitätenentwicklung vor allem der letzten Jahre.
Neben der jetzt geplanten Kürzung der staatlichen Fördersumme, so Pusch, streue der Bund als MGH-Ideengeber auch regelmäßig „Sand ins Getriebe“ beim Betrieb vor Ort: Während der AWO Kreisverband und die Gemeinde Wendelstein in Anerkennung des Gesamtangebots das MGH jährlich unbürokratisch unterstützen, werde die Vorarbeit zu den jährlichen Zuschussanträgen beim Bund immer umfangreicher und schwieriger: Die Zweckvorgaben als „Basis“ der Förderung wurden mehrfach geändert und jährlich zunehmende Vorgaben und Leistungsnachweise werden in ehrenamtlicher Arbeit der Trägervereine in erheblicher Mehrarbeit Einzelner erbracht.
Mit kleiner Personalbesetzung unter der Woche vormittags Bürobetrieb
Wie viel Zeitaufwand wirklich beruflich und ehrenamtlich im Betrieb des Mehrgenerationenhauses steckt, erfuhr Ralph Edelhäußer auch detailliert: Von Montag bis Freitag gibt es jeweils vormittags reguläre Bürozeiten mit drei Ansprechpartnern und darüber hinaus verteilen sich über den ganzen Tag bis in den Abend hinein die Termine der Angebote mit ehrenamtlicher Betreuung. „Wir haben auch während der Jahre mit Corona versucht, wenigstens einen ‚Basisbetrieb‘ stattfinden zu lassen unter Beachtung aller Hygienevorschriften. Schon deswegen wäre anstelle der Kürzungen bei der Jahresförderung eine Aufstockung angebracht“, bemängelte Klaus Pusch.
Zur gleichen Thematik ergänzten Christine Heller und Sven Ehrhardt vom AWO-Kreisverband Mittelfranken Süd auch im Hinblick auf die Situation der Angebote durch den Kreisverband auf überörtlicher Ebene, dass mögliche Einsparungen im Bundeshaushalt des kommenden Jahres nicht zu Lasten sozialer Träger und Angebote gehen dürften, da diese aufgrund von Steigerungen von Personal- und Sachkosten aktuell sowieso unter einem Kostendruck stehen. Die Folge wären ansonsten auf örtlicher wie überörtlicher Ebene zwangsweise Rückzüge aus zuschussbedürftigen Angeboten, zu denen auch Betrieb von Mehrgenerationenhäusern zählt.
Bevölkerungsnahe soziale Angebote bereichern Gemeindeleben
Von der Einrichtung einer nostalgischen „Stube“ im MGH begeistert, erfuhr Ralph Edelhäußer den Hintergrund für diesen Raum: Hier wie in einem weiteren Raum findet als Entlastungsangebot für Angehörige und niederschwelliges Betreuungsangebot an zwei Wochentagen die Betreuung von Demenzkranken statt mit verschiedenen Aktivitäten. Seit Corona fehle es jedoch am Personal zur Betreuung und in der Bevölkerung gebe es trotz der wachsenden gesellschaftlichen Bedeutung des Themas „Demenz“ nur wenig Interesse die Betreuungszeiten zu nutzen. Und schon mit dem Bereithalten der Räume habe der Ortsverband als MGH-Träger jährlich erhebliche Kosten.
Viel Lob für die Arbeit des AWO Ortsverbands fand auch 1. Bürgermeister Werner Langhans: Mit den niederschwelligen gesellschaftlichen „Mitmachangeboten“ gerade für die ältere Bevölkerung bereichere der AWO Ortsverband mit seinem MGH das Gemeindeleben enorm schon aufgrund der hohen Altersstruktur in der Marktgemeinde. Und die AWO Wendelstein helfe auch über ihre Kernaufgaben hinaus immer wieder, ob 2015 mit Sprachkursen für Flüchtlinge im MGH oder nach dem Wegfall der Schülerlotsen an der örtlichen Grundschule mit zeitweiser Übernahme dieser Aufgabe, bis sich aus der Elternschaft heraus eine Helfergruppe gebildet habe.
Seine Eindrücke resümierend befürchtete Ralph Edelhäußer, dass durch die geplanten Kürzungen für die Arbeit der Mehrgenerationenhäuser im Bundeshaushalt 2024 viel gute und ehrenamtliche soziale Arbeit in den Kommunen zerstört werde, da die Kürzungen hier ein gut funktionierendes soziales System mit großem Leistungsangebot deutlich schwächen. Mit der Erinnerung allein an den Personalbedarf - hauptamtlich wie ehrenamtlich - und wie stark Kürzungen auch hier ein reduziertes Veranstaltungsangebot durch fehlende Betreuung als Folge hätten, bestätigten die Kreisverbands- und Ortsverbandsvertreter diese Befürchtung zum Abschluss des Treffens.